Kampf um Glaubwürdigkeit: So soll gegen gefälschte Bewertungen vorgegangen werden.

So kann gegen gefälschte Bewertungen vorgegangen werden.

Fake- oder Anonym-Bewertungen verzerren den Wettbewerb und führen Kund:innen in die Irre. Die WKÖ-Tourismusbranche erwartet baldige Lösungen für das Problem.

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Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Gefälschte Bewertungen von Tourismusbetrieben, insbesondere auf Google und Buchungsplattformen, werden auch in Österreich zu einem immer größeren Problem. Anlässlich der aktuell geführten Diskussion zu Fake-Bewertungen hat die Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) eine Umfrage unter Gastronomie- und Hotelleriebetrieben durchgeführt. „Bewertungstools werden zunehmend zweckentfremdet, um oft absichtlich unwahre Behauptungen zu verbreiten. Durch Bots und künstliche Intelligenz verschärft sich die Situation zusätzlich“, stellt Robert Seeber, Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKÖ, fest.

Umfrage-Ergebnisse fordern Lösungen

Die Ergebnisse der Online-Umfrage mit rund 3.300 Rückmeldungen von Betrieben lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Ansprechpartner: 86 % sind der Meinung, dass es derzeit keine funktionierenden Mechanismen und Ansprechpartner bei Plattformen gibt, um rechtswidrige Änderungen schnell und effektiv entfernen zu lassen.
  • Eigene Erfahrungen: Rund 78 % finden, dass ihr Betrieb auf Online-Plattformen schon einmal absichtlich unwahr und falsch bewertet wurde, um ihren Betrieb zu schädigen.
  • Bewertungen entfernen: Knapp 95 % sprechen sich für die Möglichkeit aus, nach einer bestimmten Frist – zum Beispiel drei Jahre – Bewertungen entfernen zu können.
  • Identitätsnachweis: Fast 96 % sind dafür, Behörden die Möglichkeit einzuräumen, die Identität bei rechtswidrigen Äußerungen (z.B. absichtlich unwahre, kreditschädigende Behauptungen) leicht festzustellen.

Tourismus-Obmann Seeber führt dazu aus: „Das Ergebnis zeigt, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht. Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein, in dem falsche und gekaufte Bewertungen abgegeben oder Mitbewerber diskreditiert werden. Für Kunden ist es oft nicht möglich, eine echte von einer Fake-Bewertung zu unterscheiden, im Zweifel wird der Betrieb dann nicht besucht!“

Das soll sich zukünftig ändern

Hotellerie-Obmann Johann Spreitzhofer ergänzt: „Gerade im Bereich der Beherbergung sollten Bewertungen nur über verifizierte Accounts stattfinden können. Zudem sollten die Plattformen stärker in die Pflicht genommen werden, denn während der ‚bewertende Gast‘ seine Meinung frei äußern kann, wird dieses Recht bei dem ‚bewerteten Betrieb‘ durch manche Plattformen stark eingeschränkt.“ So werden Antworten auf Bewertungen oft gar nicht, sehr spät oder stark gekürzt von manchen Plattformen frei gegeben.

„Wir benötigen hier eine rasche Lösung. Das Kommunizieren mit Tech-Giganten auf Augenhöhe ist für unsere Betriebe nahezu unmöglich. Unwahre und übergriffige Bewertungen bleiben daher oft online sichtbar, selbst wenn dadurch ‚virtueller Rufmord‘ betrieben wird.“ Aus Sicht der Hotellerie müssten nicht nur Bewertungen verifiziert werden, „die Plattformen müssen auch Mechanismen umsetzen, die eine faire Kommunikation zwischen bewertenden Gästen und bewerteten Unternehmen sicherstellt“, so Spreitzhofer.

Fake-Bewertungen sind existenzbedrohend

Mario Pulker, Obmann des WKÖ-Fachverbands Gastronomie, schlägt in dieselbe Kerbe: „Es ist bedauerlich, dass Bewertungsplattformen zweckentfremdet werden. Unter dem vermeintlichen Schutz der Anonymität abgegebene Fake-Bewertungen fügen unseren Betrieben großen Schaden zu, der bis zur Existenzbedrohung gehen kann. Diesem Missbrauch muss möglichst rasch ein Riegel vorgeschoben werden. Es ist nur fair zu wissen, wer eine Bewertung verfasst hat, da dies dem Betrieb auch ermöglicht, auf konstruktive Kritik einzugehen und allfällige Missstände abzustellen.

Klarnamenpflicht würde fairen Wettbewerb schaffen

Mit einer Klarnamenpflicht, wie sie im Österreichplan 2030 von Bundeskanzler Karl Nehammer vorgesehen ist, könnte anonymen Fake-Bewertungen auf Onlineplattformen entgegengewirkt werden. Natürlich sind kritische Bewertungen für einen funktionierenden Qualitätswettbewerb wichtig, weiß Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler. Deshalb soll die Klarnamenpflicht weder als Meinungs-, noch als Nicknameverbot ausgestaltet sein.

Vielmehr gehe es um Mechanismen, die Fake-Bewertungen durch KI-Bots, gezielte Wettbewerbsverzerrungen, unerlaubte Kreditschädigungen, Drohungen und Hass im Netz entgegenwirkt: „Eine Klarnamenpflicht bei Veröffentlichung einer Bewertung ist nicht das Ziel. Ohne die Möglichkeit der Verwendung eines Nicknames oder einer Pseudonymisierung wären die Bewertungen nur von geringem Nutzen. Die Anzahl der Bewertungen würde wohl stark abnehmen, da viele Verbraucherinnen und Verbraucher gerade nicht möchten, dass ihr vollständiger Name auf Bewertungsportalen öffentlich einsehbar ist. Die freie und auch pseudonyme Meinungsäußerung ist damit weiter gewährleistet“, so Kraus-Winkler.

Europäische Lösung in Aussicht

Am zielführendsten erscheint eine europäische Lösung, wie sie Digitalisierungs-Staatssekretär Florian Tursky vorgeschlagen hat: Zunächst soll auf europäischer Ebene die Ausweitung des Digital Service Act angeregt werden. Dieser verpflichtet sehr große Online-Plattformen bereits dazu, gegen Fake-Accounts, Beleidigungen und andere Straftaten vorzugehen. Ähnliche Regelungen könnten auf bestimmte kleinere Bewertungsplattformen erstreckt werden. Parallel dazu müssten Konzepte entwickelt werden, bei denen User von Bewertungsplattformen zwar unter einem Nickname auftreten können, ihre tatsächliche Identität aber feststellbar bleibt. Hierzu könnten gängige Identifizierungstools (z.B. Video-ID Verfahren) oder digitale Identitätsausweise eingesetzt werden.

Feedback & konstruktive Kritik weiterhin erwünscht

Zugleich stellen die Branchenvertreter klar, dass Onlinebewertungen grundsätzlich wichtig und auch erwünscht sind – selbstverständlich auch harte, aber konstruktive Kritik. Die Rückmeldungen sind einerseits wichtig, um Feedback von den Gästen und Besucher:innen zu bekommen und sich verbessern zu können. Andererseits wird dadurch die Bekanntheit der Betriebe gesteigert. „Es ist wichtig das Menschen weiterhin in Foren – auch unter Pseudonymen - miteinander diskutieren können. Es ist aber auch wichtig klarzumachen, dass auch im Internet unwahre, geschäftsschädigende Äußerungen Folgen haben. Hier ist die Politik gefordert, geeignete Lösungen zu präsentieren“, so die WKO-Branchenvertreter abschließend.