Arbeitgeberattraktivität - Was sich Mitarbeitende im Gastgewerbe wünschen

Mit Prof. Dr. Sandra Rochnowski (ESG-Expertin & Wissenschaftliche Leitung der Busche-Studie)

Dr. Rochnowski präsentiert exklusiv die Ergebnisse der Busche-Studie 2023, der größten Mitarbeiter:innen-Befragung im Tourismus im deutschsprachigen Raum. Wie können Arbeitgeber:innen im Gastgewerbe neue Mitarbeitende finden und diese halten? Was wünschen sich Arbeitnehmer:innen? Praktische Tipps und Tricks inklusive.

Du arbeitest in der Gastronomie und möchtest die TOP-Arbeitgeber 2024 im Gastgewerbe mitbestimmen?

© RX Austria & Germany

Die Busche-Studie 2023 ist die größte Studie im deutschsprachigen Raum, die sich mit der Zufriedenheit mit Mitarbeiter:innen im Gastgewerbe beschäftigt. Sie vermittelt eindrucksvoll, welche Faktoren zur Attraktivität der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen aus Sicht der Mitarbeitenden beitragen. Eine hohe Arbeitgeberattraktivität wiederum wirkt sich darauf aus, wie gut Mitarbeiter:innen im Unternehmen beziehungsweise Gastgewerbe gehalten oder neu dazu gewonnen werden können.

Prof. Dr. Sandra Rochnowski stellt die Ergebnisse der Busche-Studie vor, die bereits zum zweiten Mal durchgeführt wurde. Als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaft und mit einem besonderen Fokus auf Tourismusbetriebswirtschaft, ist Prof. Dr. Rochnowski unter anderem auch für die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte zuständig. Somit besitzt sie einen umfassenden Gesamtüberblick über die aktuellen Entwicklungen auf Arbeitgeberseite im Gastgewerbe.

Ausgewertet wurden im Rahmen der Studie die Antworten von über 4200 Arbeitnehmer:innen aus mehr als 350 Betrieben im deutschsprachigen Raum. Der größte Anteil der Studienteilnehmer:innen stammte aus Deutschland. Die Altersspanne zog sich von 16 bis 67 Jahren. Überwiegend nahmen Mitarbeitende aus Betrieben mit 4 und 5 Sterne teil. 60 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, 40 Prozent männlich. Über 80 Prozent gaben an, in der Hotellerie beschäftigt zu sein, 14,7 Prozent gehören dem Gastgewerbe an. Lediglich 3,6 Prozent sind der Zuliefererindustrie zugehörig.

Interessant ist darüber hinaus der Altersdurchschnitt, der sich aus der Studie ergibt: bei Fachkräften beträgt das durchschnittliche Alter 27,2 Jahren. Auszubildende kommen auf ein Durchschnittsalter von 19,8 Jahren. Die Führungskräfte sind im Durchschnitt 36,8 Jahre alt.

Top-Gründe, warum Mitarbeitende dem Gastgewerbe den Rücken kehren

Pro Jahr verlassen etwa 400.000 Arbeitskräfte den Arbeitsmarkt in Deutschland. Bis 2030 werden unserem Nachbarland rund 7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Davon bleibt auch die Gastro und Hotellerie nicht verschont. Die Busche-Studie liefert mehrere Gründe, warum Mitarbeitende sich dafür entscheiden, die Branche zu verlassen. So werden beispielsweise häufig die mangelnde Wertschätzung, der fehlende Spaß an der Arbeit sowie die Gestaltung der Dienstpläne beziehungsweise die Arbeitszeiten kritisiert. Erst danach folgt eine nicht leistungsgerechte Vergütung und der Mangel an beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten.

Wer dem Gastgewerbe treu bleibt, ist meist zufrieden mit seine:r aktuellen Arbeitgeber:in. Etwa ein Drittel (35,5 Prozent) der Befragten ist demnach sehr zufrieden oder etwas weniger zufrieden (28,3 Prozent). Sehr unzufrieden sind lediglich 5,5 Prozent. Knapp die Hälfte der Studienteilnehmenden (48,8 Prozent) würden ihren Arbeitgeber oder ihre Arbeitgeberin weiterempfehlen, 7,6 Prozent hingegen würden das keinesfalls.

Was macht Arbeitgeber:innen für Mitarbeitende attraktiv?

Den Mitarbeitenden ist besonders wichtig, dass ihr Arbeitgeber oder ihre Arbeitgeberin nicht nur den Gewinn fokussiert, sondern sich auch um das Wohlbefinden seiner Angestellten sorgt. Die Auswertung der Studie ergibt, dass Mitarbeiter:innen heutzutage wichtig ist, dass der:die Arbeitgeber:in das physische und psychische Befinden seiner Arbeitnehmer:innen im Auge behält, eine angenehme Work-Life-Balance bietet und die Führung die Angestellten bei wichtigen Entscheidungen mit einbezieht. Ebenfalls kristallisiert sich heraus, dass den Mitarbeiter:innen innovatives, kunden- und mitarbeiterorientiertes sowie nachhaltiges und zuverlässiges Arbeiten von Führungsseite aus wichtig ist.

Mitarbeitende legen zudem immer größeren Wert darauf, dass der Arbeitgeber und die Arbeitgeberin zu ihnen passt. Die Arbeit soll Spaß machen und sinnvoll sein, sie soll fordern und zugleich die persönliche und berufliche Entwicklung fördern. Auch das Betriebsklima nimmt ebenso eine wichtige Stellung ein. Mitarbeitende möchten sich gut aufgehoben fühlen und schätzen eine familiäre Atmosphäre. 

Was macht gute Führungskräfte aus Mitarbeitersicht aus?

Die Mehrheit der Angestellten ist mit ihren Führungskräften zufrieden bis sehr zufrieden. Gefragt wurde etwa, ob die Mitarbeitenden mit dem Führungsstil zufrieden sind und wie wichtig ihnen die Führungspersönlichkeit ist.

Statt eines unantastbaren Chefs wünschen sie sich demnach, dass Führungskräfte individuelle Ansichten, Entwicklungen und Probleme ihrer Mitarbeitenden wahrnehmen, darauf eingehen und Entscheidungen transparent und nachvollziehbar gefällt werden. Führungskräfte sollen menschlich, authentisch und motivierend auf ihr Team einwirken sowie sich weiterbilden, um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Zugleich wünschen sich die Arbeitnehmer:innen, dass Führungskräfte eine Vorbildfunktion einnehmen und die Mitarbeitenden wertschätzen und unterstützen. Führungskräfte, die selbst mit anpacken, wenn es erforderlich ist, werden von Mitarbeiter:innen besonders geschätzt.

Darüber hinaus zeigt sich, dass Angestellten ein regelmäßiges Feedback wichtig ist, um sich selbst und ihre Arbeit besser einschätzen zu können. Dabei wird besonders Wert auf ein Gespräch auf Augenhöhe gelegt, das konstruktiv mögliche Defizite aufzeigt und konkrete Maßnahmen, um diese, auch im Interesse des Mitarbeitenden, zu beseitigen. Damit Mitarbeitende sich weiterentwickeln oder fortbilden können, wünschen sie sich die Unterstützung ihrer Führungskräfte und des Unternehmens.

Die Top-Motivatoren für Mitarbeitende im Gastgewerbe

Die Studie hat folgende Top-Treiber für die Attraktivität des:der Arbeitgeber:in im Gastgewerbe in absteigender Reihenfolge ermittelt:

  1. Wertschätzung der Arbeit
  2. Betriebsklima
  3. Vergütung
  4. Kollegialer Zusammenhalt
  5. Karrierechancen
  6. Work-Life-Balance zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  7. Selbstverwirklichung
  8. Moderner Führungsstil
  9. Geldwerte Leistungen wie Vermögenswirksame Leistungen, Mitarbeiter-Unterkunft...
  10. Interkulturelles, internationales Team

Fazit

Aus der Busche-Studie 2023 lässt sich ableiten, dass die Mitwirkung und Bereitschaft der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, auf ihre Mitarbeitenden einzugehen, immer wichtiger wird. Um der Fachkräfte-Flucht aus dem Gastgewerbe entgegen zu wirken, müssen die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen selbst aktiv werden und ihre Arbeitsstellen für Mitarbeitende attraktiver gestalten. So können gute Fachkräfte langfristig gehalten und neue hinzu gewonnen werden.

Die Studie zeigt folgende Leitpunkte auf, die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen berücksichtigen sollten:

  1. Die Entwicklungsperspektive: die meisten Mitarbeitenden wünschen sich konkrete Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zum Aufstieg innerhalb des Gastgewerbes.
  2. Das Image des:der Arbeitgeber:in spielt eine große Rolle. Das Unternehmen sollte sich hier zukunftsorientiert, nachhaltig und transparent bei seinen Entscheidungen präsentieren.
  3. Die Arbeit der Mitarbeitenden sollte gesehen und wertgeschätzt werden. Dabei helfen regelmäßige Feedbacks und genauso Lob, wenn etwas besonders gut gemeistert wurde, zum Beispiel nach einem anstrengenden Event.
  4. Die Arbeitsatmosphäre sollte familiär gestaltet werden und den Mitarbeitenden das Gefühl von Sicherheit bieten. Ein familiär bis freundschaftliches Verhältnis im Team bereitet mehr Freude bei der Arbeit und hält Mitarbeitende damit langfristig bei dem:der Arbeitgeber:in.
  5. Innovative und nachhaltige, zukunftsorientierte Lösungen nehmen einen hohen Stellenwert ein. Mitarbeitende möchten, dass ihr:e Arbeitgeber:in vorausschauend handelt und auf die dynamische Entwicklung des Gastgewerbes eingeht. Zugleich ist es wichtig, dass Unternehmen und Führungskräfte transparent mit Entscheidungen umgehen und bei umfassenden Änderungen die Mitarbeitenden mit einbeziehen.

Wieder einmal vermittelt die Busche-Studie damit einen eindrucksvollen Gesamtüberblick über die aktuelle Entwicklung der Zufriedenheit von Mitarbeitenden im Gastgewerbe und über möglichen Verbesserungsbedarf.