Lust auf Österreich - Incoming-Tourismus Entwicklung 2023/24

Mit Leo Bauernberger (Geschäftsführer SalzburgerLand Tourismus GmbH), Dr. Michael Rettenegger, MBA (Business Development Tourismus, KURIER Medienhaus / MEDIAPRINT), Thomas Zanolin (Geschäftsführung Eurotours) und Mag. Oliver Csendes (MBA Chief Digital & Innovation Officer Austria Werbung).

Nach den schwierigen Pandemie-Jahren erholt sich der Tourismus nun wieder. Schon 2022 war die Anzahl der Nächtigungen und Ankünfte zufriedenstellend und der Sommer 2023 war ein Sommer der Rekorde. Was aber sagen die Zahlen insgesamt zum Tourismusjahr 2023 und was lässt sich daraus für den Tourismus 2024 ableiten?

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Incoming-Tourismus Entwicklung 2023

Das Jahr 2023 war ein erfreuliches für den österreichischen Incoming Tourismus. Bereits 2022 war von der Erholung von der Pandemie geprägt und auch 2023 brachte steigende Nächtigungs- und Ankunftszahlen. "Der heurige Sommer war ein Rekordsommer", berichtet Mag. Oliver Csendes, der Chief Digital & Innovation Officer der Austria Werbung. "Und wir gehen davon aus, dass die ganzjährige Betrachtung zeigen wird, dass Corona überwunden und die Lust auf Reisen nach Österreich ungebrochen ist."

Leo Bauernberger, der Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus GmbH, kann diese Beobachtungen bestätigen. Er sieht den Tourismus in Salzburg derzeit national und international stark aufgestellt und berichtet von einer deutlichen Erholung. Bei den Nächtigungszahlen für den Sommer 2023 sei wahrscheinlich mit einem neuen Rekordwert zu rechnen. Allerdings räumt er ein, dass die guten Gesamtzahlen des Salzburger Tourismus nicht unbedingt einen Rückschluss auf die Bilanzergebnisse der Hoteliers und Touristiker zulassen. Hier sei die Situation weiterhin schwierig.

Aktuelle Tendenzen im Österreichischen Tourismus

Der Städtetourismus machte im letzten Jahr ein erfolgreiches Comeback. In Wien lag er nur 3% unter den Rekordwerten und auch in Salzburg hat er fast wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Auch der Wintertourismus lag nur um 2% unter den Rekordzahlen und der Bereich Aktivurlab spielte weiterhin eine große Rolle.

Im Bereich der Herkunftsländer der aus dem Ausland kommenden Touristen nimmt Europa mit über 90% weiterhin den ersten Rang ein. Doch der Anteil an Touristen aus Fernmärkten ist 2023 gestiegen. Besonders starke Wachstumszahlen gab es bei den Ankünften aus den Vereinigten Staaten von Amerika und den Vereinigten Arabischen Emiraten, insbesondere aus Saudi-Arabien. In Salzburg waren auch Gäste aus Asien stark vertreten. Insbesondere Chinesen zeigten nach der Pandemie wieder starkes Interesse. Noch haben die Gästezahlen aus diesen Regionen aber nicht wieder ihren alten Stand erreicht.

Bezüglich der Entscheidungskriterien, die zur Wahl von Österreich als Urlaubsziel führen, fällt Mag. Csendes vor allem ein erhöhtes Interesse an Nachhaltigkeit auf. Bereits ein Drittel der in Österreich Urlaub machenden oder einen Österreich Urlaub planenden Personen gab an, dass ihnen nachhaltige Angebote wichtig wären und sie bereit seien, mehr Geld dafür zu bezahlen. Leo Bauernberger verweist in diesem Zusammenhang zusätzlich darauf, dass Österreich international als sehr sicheres Urlaubsland gilt. Das macht es zu einem beliebten Reiseziel für Familien mit Kindern und ältere Menschen.

Ausblick auf den Tourismus 2024

Für die zukünftige Entwicklung des Incoming-Tourismus in Österreich skizziert Dr. Michael Rettenegger vom KURIER drei wesentliche Tendenzen. Einerseits suchen Touristen wieder echte, unverfälschte und wirklich authentische Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen, die leidenschaftliche Pioniere sind. Hierzu verweist er auf das Beispiel von Viktoria Fahringer, die als jüngste Hauben-Köchin Österreichs im Tiroler Hof Viktorias Home eine erfolgreiche Kochschule führt.

Der zweite Trend ist die Nachhaltigkeit, bei der Österreich Nummer 3 im internationalen Vergleich ist. Das gestiegene Umwelt-, Natur- und Ernährungsbewusstsein der Menschen wird zunehmend zu einem entscheidenden Kriterium bei der Auswahl von Urlaubsdestinationen. Hier hat Österreich einen klaren Vorteil gegenüber seinen im Wintertourismus zunehmend beliebten Konkurrenten Türkei und Ägypten. Er muss jedoch in Zukunft noch weiter ausgebaut und stärker vermarktet werden.

Drittens gibt es einen Trend zu innovativen Urlaubsprodukten, bei denen es längst nicht mehr nur um digitale Urlaubsbegleiter und Apps geht. Dr. Rettenegger nennt hier Beispiele wie Ziegenmilchmädchen, die eigene Pralinen schöpfen, die Tiroler Milchbuben oder einen eigens für Kinder gestalteten Wettbewerb im Rahmen der Bergkäseolympiade in Galtür. Solche Inszenierungen und dazu passende Urlaubspakete werden seiner Meinung nach große Bedeutung für den zukünftigen Tourismus in Österreich haben.

Risiken für die Zukunft des Tourismus

Doch nicht alle Talkgäste sehen die touristische Zukunft Österreichs ausschließlich positiv. Zwar habe das Land im Vergleich mit anderen beliebten Reisezielen in Europa weiterhin viel zu bieten, doch es zeige sich eine zunehmende Konkurrenz, warnt Thomas Zanolin, der Geschäftsführer von Eurotours. Er sieht mittlerweile auch im Wintertourismus wachsende Tendenzen zu anderen Destinationen bei den internationalen Touristen. Dabei zieht es die Gäste nicht mehr nur nach Südtirol oder in die Schweiz. Die stärksten Konkurrenten Österreichs sind derzeit Ägypten und die Türkei.

"Wir sind das stärkste Winterland Europas und haben mit Abstand die meisten Gäste im Winterurlaub", berichtet Leo Bauernberger. "Es gibt aber andere starke Destinationen und große Volkswirtschaften, die wahnsinnig viel in den Tourismus investieren." Dennoch sieht er Österreichs Tourismusbranche für die Zukunft als stark aufgestellt und resistent. Dank ihrer von vielen Klein- und Mittelbetrieben geprägten Struktur, könne sie gut auf sich verändernde Situationen und Krisen reagieren.

Empfohlene Maßnahmen für die Tourismusentwicklung

Für die Zukunft empfehlen die Experten auf der Bühne eine vermehrte Konzentration auf die Vermittlung authentischer Erlebnisse, die typisch österreichische Tradition und regionaler Bräuche und Produkte. Hier sieht Leo Bauernberger insbesondere eine Chance für die heimischen Gastronom:innen. Sie sollten in Zukunft verstärkt lokale Spezialitäten in den Vordergrund stellen. Die Gäste möchten die traditionelle Essenskultur und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung kennenlernen. Zudem eröffnet die Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit Landwirt:innen aus der Region und der Vermarktung ihrer Produkte zusätzliche Möglichkeiten, Österreich als umweltfreundlich und nachhaltig zu präsentieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die bessere Vermarktung der Tourismusangebote und -erlebnisse. "Wir als Eurotours können die ganzen Erlebnisse buchbar machen und das ist der Vorteil den wir nach außen tragen können", verspricht Thomas Zanolin. Nachhaltigkeit und Kulinarik seien wichtige Buchungsgründe, die in der internationalen Bewerbung Österreichs als Reiseziel nach vorne getragen werden müssen. Durch sie kann Österreich sich von seinen Nachbarländern, aber auch internationalen Konkurrenten abheben.

Hier ist auch die österreichische Medienlandschaft gefragt, die diese Motivatoren durch qualitativ hochwertige und umfassende Berichterstattung noch besser präsentieren könnte und über Berichte über die Preise von Schnitzeln und Liftkarten hinauswachsen sollte.