08.08.2023
Ein Artikel von Emilia Schlögl

So nachhaltig kann Bier sein

Von Ressourceneffizienz bis hin zur Förderung lokaler Landwirtschaft. In diesem Artikel sehen wir uns an, wie Nachhaltigkeit in der Bierbrauerei zum köstlichen Geschmack des Fortschritts führt.

© Unsplash

In einer Zeit, in welcher der Begriff Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielt, haben Brauereien erkannt, dass auch sie ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten können, in Wirklichkeit sogar müssen. Die steigenden Energiepreise und die hohen Kosten für Rohstoffe, Hilfsmittel und Personal machen es unumgänglich, Prozesse zu optimieren und Einsparungspotenziale zu ergreifen.

Auch das Konsumverhalten hat sich verändert. Laut einer Umfrage der "Tourismuspresse" ist 9 von 10 Kunden die Nachhaltigkeit von Bier und ein möglichst geringer ökologischer Fußabdruck bei dessen Produktion wichtig.

1. Ressourceneffizienz: Vom Brauprozess bis zur Verpackung

Reduzierung des Wasserverbrauchs in der Bierproduktion

Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen der Erde. Brauereien haben erkannt, dass sie ihren Wasserverbrauch durch Einsatz moderner Technologien, einem Fokus auf die Entwicklung von Rückgewinnungssystemen und Wasserrecycling effizienter gestalten müssen.

Viele Brauereien besitzen ihre eigene Quelle, aber insbesondere für Thalheim bildet das eigene Wasser die Unternehmensgrundlage. Für das Brauen von Bier wird meist ein sehr weiches Wasser verwendet - bei Thalheim geht man einen anderen Weg: „Die Basis unserer Biere ist das Thalheimer Heilwasser, welches hoch mineralisiert ist und aus einer artesischen Quelle entspringt. Wir verstehen das Wasser als wertvollstes Gut, welches bei uns stehts im Mittelpunkt steht. In diesem Sinne wird ein sorgsamer, sparsamer Umgang mit dem Heilwasser, als auch mit den zusätzlichen Brauchwasserquellen gelebt.“, erklärt Koloman Strohmeier, Braumeister des Unternehmens.

Energieeffiziente Brautechniken und erneuerbare Energien

Der Brauprozess erfordert viel Energie, sei es für das Mahlen des Getreides, das Erhitzen des Wassers oder das Kühlen des Suds. Nachhaltige Brauereien setzen vermehrt auf energieeffiziente Techniken wie Wärmerückgewinnung und Dampfkondensation, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren. Darüber hinaus investieren sie in erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft, um ihren Betrieb nachhaltiger zu gestalten.

Die Firma Egger ist eine der ersten österreichischen Brauereien die klimaneutral brauen. Das Unternehmen generiert mit seinem eigenen Biomassekraftwerk aus Holzabfällen Wärme. Was übrig bleibt wird zu Strom. Der restliche Strombedarf wird von Grünstrom, der hauptsächlich aus Wasserkraft kommt, gedeckt. 

Braurückstände und Nebenprodukte können wertvolle Ressourcen sein. Nachhaltige Brauereien erkennen dies und finden innovative Wege, um diese Materialien wiederzuverwenden. Von der Verwendung von Trebern für Lebensmittel oder als Tierfutter, bis hin zur Nutzung von Hefeabfällen für die Energieerzeugung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Braurückstände und Nebenprodukte sinnvoll zu nutzen.

Auch das Hofbräuhaus Traunstein legt viel Wert auf Nachhaltigkeit. Sie haben ihren eigenen CO2-Beauftragten und streben die CO2 Neutralität an. Obwohl es für das Hofbräuhaus mit höheren Kosten verbunden ist, haben sie sich dazu entschieden, ihren Bedarf mit Alpenländischen Strom aus 100 Prozent Wasserkraft zu decken.

Hier wurden aus Biertreber leckere vegane Bällchen hergestellt
© easyVEGAN

Nachhaltige Verpackungslösungen für Bier

Die Wahl der Verpackungsmaterialien spielt eine wichtige Rolle in der Bierbrauerei. Immer mehr Brauereien setzen auf Optionen wie recyceltes Glas, Rücknahme- und Recyclinglösungen, Metallfässer und andere Verpackungskomponenten. Durch dieses Angebot tragen Brauereien dazu bei, dass diese Materialien wiederverwertet werden und nicht als Müll enden. Gleichzeitig verleihen sie ihren Bieren einen umweltfreundlichen Charakter.

Die Brauerei Stiegl zum Beispiel legt viel Wert auf nachhaltiges Handeln und die Wiederverwertung von hauseigenen Materialien. Sie schreddern und recyclen ihre alten Bierkisten und stellen daraus Bierdeckelhalter aus 99 Prozent recycelten Kunststoff her.

Die moderne Glasanlage von Egger: Jede dieser Glasflaschen ist doppelt so teuer wie noch vor ein paar Jahren.
© Egger

2. Einsatz lokaler und ökologisch angebauter Rohstoffe

Die Verwendung regionaler Produkte bietet viele Vorteile, sowohl für die Brauerei als auch für die Umwelt. Durch den Bezug von lokalen Zutaten können Brauereien Transportwege verkürzen und ihre Abhängigkeit von importierten Rohstoffen verringern. Darüber hinaus fördert dies die lokale Wirtschaft und unterstützt die Landwirte vor Ort.

Bio-Anbau von Malz und Hopfen: ökologische Vorteile und Geschmackserlebnis

Der Bio-Anbau von Malz und Hopfen gewinnt in der Bierbrauerei immer mehr an Bedeutung. Bio-Zutaten werden ohne den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden angebaut und tragen somit zum Schutz der Umwelt bei. Darüber hinaus bieten sie oft eine bessere Geschmacksqualität und verleihen dem Bier ein unverwechselbares Aroma.

„Im Hinblick auf unsere Rohstoffversorgung haben wir einen entscheidenden Vorteil: Unsere Brauerei verfügt als eine der ganz wenigen Brauereien in Deutschland über eine hauseigene Mälzerei und die regional ansässigen Landwirte beliefern uns bereits seit Generationen mit ausschließlich vor Ort angebauter Braugerste", gibt Marc Hammacher, Geschäftsführer im Vertrieb von Schweiger Bräu, Einblick in die Inhaltsstoffe des Schweiger Biers. 

Förderung der regionalen Landwirtschaft und Biodiversität

Nachhaltige Brauereien legen Wert auf die Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten und unterstützen so die regionale Landwirtschaft. Durch den direkten Bezug von Zutaten aus der Umgebung unterstützen sie nicht nur die Bauern, sondern tragen auch zur Erhaltung der Biodiversität bei. Dies fördert den ökologischen Reichtum der Region und sorgt für eine vielfältige und nachhaltige Braukultur.

Anton Hoiß, Verkaufsleiter für Gastronomie bei der Schlossbrauerei Maxlrain erzählt: „Je näher der Rohstoff ist, umso besser. Unser Hopfen kommt aus Deutschland oder Tschechien, um den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten. Außerdem experimentieren wir momentan hier im Murtal mit dem Anbau eigener Gerste.“

 

3. Transport und Logistik: Nachhaltige Lieferketten für Bier

Optimierung der Lieferwege und Routenplanung

Eine nachhaltige Bierbrauerei denkt auch über den Brauprozess hinaus und betrachtet die gesamte Lieferkette. Durch die Optimierung der Lieferwege und die effiziente Routenplanung können Transportwege verkürzt und der Kraftstoffverbrauch reduziert werden. Dies führt nicht nur zu einer Verringerung der Umweltauswirkungen, sondern kann auch zu Kosteneinsparungen führen.

Das hat auch die Schlossbrauerei Stein erkannt, die tief in ihrer Region verwurzelt ist. Die Brauerei hat ihren Schwerpunkt auf lokale Zutaten und auf den lokalen Absatzmarkt gesetzt, weswegen sie nicht von internationalen Lieferwegen abhängig ist. 

Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel und Verpackungen

Ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltiger Lieferketten ist der Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel und Verpackungen. Brauereien setzen vermehrt auf alternative Antriebsformen, wie Elektrofahrzeuge oder Fahrradkuriere, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

„Unser Ziel ist es, bis 2030 klimaneutral zu sein", sagt Hammacher von Schweiger Bräu. „Wir investieren in Photovoltaik und in moderne Logistikflotten. Kurze Anfahrtswege bedeuten auch weniger CO2-Ausstoß."

Kooperationen mit nachhaltigen Logistikpartnern

Nachhaltigkeit kann am effektivsten erreicht werden, wenn Brauereien mit nachhaltigen Logistikpartnern zusammenarbeiten. Durch die Auswahl von Logistikunternehmen, die ebenfalls umweltbewusste Praktiken verfolgen, können Brauereien sicherstellen, dass ihr Bier auf umweltfreundliche Weise transportiert wird. Diese Partnerschaften tragen dazu bei, dass die gesamte Lieferkette von der Brauerei bis zum Endverbraucher nachhaltig gestaltet ist.

 

Fazit

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielt, setzen Brauereien auf einen bewussten Umgang mit Ressourcen, die Förderung der lokalen Landwirtschaft, die Wiederverwendung von Braurückständen und die Implementierung nachhaltiger Transport- und Verpackungslösungen.

Diese Maßnahmen gehen über das Brauhandwerk hinaus und zeigen, dass Nachhaltigkeit in der Bierbrauerei ein integraler Bestandteil der Branche ist.

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