„Wie es uns geht?“: Gastgeber & Arzt im Hotel Klosterhof

Dr. Andreas Färber und seine Frau Henrike betreiben das Hotel Klosterhof in Bayerisch Gmain.
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Die Corona-Pandemie wird auch auf den Schultern der Tourismusbranche ausgetragen. Wer beide Seiten versteht und verbindet, ist Dr. Andreas Färber, Gastgeber im Hotel Klosterhof und Mediziner.

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Tourismus mit mehr Einschränkungen und Schließungen zu kämpfen als andere Branchen in Österreich und Deutschland. Dass Betriebe und Regierung auf Kriegsfuß miteinander stehen ist daher nachvollziehbar.

Einer, der professionell beide Seiten vereint, ist Dr. Med. Andreas Färber. Mit seiner Frau Henrike betreibt er das Hotel Klosterhof – Alpine Hideaway & Spa in Bayerisch Gmain. Gleichzeitig hat er aber auch jahrelang als Arzt für Lungenkrankheiten im Bereich der internationalen Epidemiekontrolle gearbeitet und ist Preisträger der deutschen Lungenstiftung im Zusammenhang mit infektiösen Atemwegserkrankungen. Ein Gespräch über seine Einschätzung der aktuellen Lage:

Wieso einzelne Bereiche bevorzugt geschlossen werden müssen und andere nicht, ist für mich auf Grund der aktuellen Datenlage nicht mehr nachvollziehbar.

Reed Exhibitions: Wir schreiben ein Jahr Corona. In diesen vergangenen zwölf Monaten waren Gastronomie und Hotellerie öfter geschlossen als offen. Wie ist Ihre generelle Stimmung gerade und wie nehmen Sie die Situation in der Branche war?

Dr. Med. Andreas Färber: Ich kann beide Seiten gut verstehen, einerseits als Hotelier, andererseits als Arzt mit Schwerpunkt auf Epidemiologie und infektiösen Lungenerkrankungen. Wenn ich aber als Gastgeber spreche, weiß ich langsam nicht mehr, wie das weitergehen soll. Für mich ist es mittlerweile nicht mehr nachvollziehbar, wie es zu den Entscheidungen der Regierung kommt. Es ist für mich nicht mehr vermittelbar, dass ohne solide, empirisch bestätigte Daten einzelnen Branchen den Großteil der Kosten der Pandemie auferlegt werden. Diese sind ja nicht nur finanziell, sondern auch strukturell und langfristig. Sie werden durch die Lockdowns sehr einseitig vor allem auf die Schultern von Gastronomie und Hotellerie sowie des Einzelhandels, der Veranstaltungsbranche und von Kulturschaffenden „verteilt“. Dabei handelt es sich bei der Krise um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das auch gesamtgesellschaftlich gelöst werden sollte. 

Nach Ihrer medizinischen Erfahrung wäre es also unbedenklich, Gastronomie und Hotellerie wieder aufzumachen?

Färber: Wieso einzelne Bereiche bevorzugt geschlossen werden müssen und andere nicht, ist für mich auf Grund der aktuellen Datenlage nicht mehr nachvollziehbar. Diese Vorgehensweise war vielleicht am Beginn der Pandemie sinnvoll. Nach einem Jahr kann es aber nicht mehr adäquat sein, bestimmte Branchen zu schließen, nur weil man vermutet, dass es dort zu Infektionsketten kommen könnte. Die Hotellerie hat von Anfang an viel in durchdachte und umfangreiche Hygienekonzepte investiert. Dementsprechend sind deutschlandweit nur verschwindend wenige Übertragungsfälle aus der Branche bekannt. Es fehlt der wissenschaftliche Beweis, dass die Hotellerie Schuld am steigenden Infektionsgeschehen sein soll. Bei uns im Klosterhof hat es weder bei unseren Gästen noch bei unseren Mitarbeitern einen Fall von Corona gegeben.  

Was halten Sie vom Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie?

Färber: Aktuell gibt es in Deutschland keinerlei Perspektive abseits der Inzidenz. Nach einem Jahr Corona sollte man überlegen, welche Maßnahmen uns als Gesellschaft wirtschaftlich, strukturell und sozial auf welche Weise beeinflussen, wie diese uns auch langfristig belasten und wie sie zugleich für unser Gesundheitswesen tragbar bleiben. Die Inzidenz alleine deckt das nicht ab. Außerdem kritisiere ich abgesehen vom Lockdown, dass keine anderen Maßnahmen als effektiv angesehen werden.

Das Hotel Klosterhof liegt im Berchtesgadener Land, umgeben von Bergen und Natur.  
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

Die 65 Zimmer im Hotel Klosterhof bieten Enstpannung mit Panoramablick.
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

An lauen Sommerabenden lässt sich gemütlich auf der Terrasse essen. Dabei achtet Gastgeber Dr. Färber penibel auf die Sicherheit der Gäste.
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

In der Gastronomie und Hotellerie verdienen die Mitarbeiter in der Kurzarbeit durch Wegfall von Trinkgeldern und Zuschlägen real nur 40 bis 50 Prozent ihrer Löhne und Gehälter. Das kann existenzbedrohend werden!

Haben Sie für Ihre Mitarbeiter das Kurzarbeits-Angebot in Anspruch genommen?

Färber: Ja, das hat unserem Betrieb auch sehr dabei geholfen, über das vergangene Jahr zu kommen. Für unsere Mitarbeiter allerdings bedeutet die Kurzarbeit mit nur 60 Prozent bzw. 67 Prozent Lohnersatz in Deutschland, dass Trinkgelder und Zuschläge weggefallen sind. In der Gastronomie und Hotellerie verdienen die Mitarbeiter in der Kurzarbeit dadurch real nur 40 bis 50 Prozent ihrer Löhne und Gehälter. Das kann existenzbedrohend werden, insbesondere für Familien, in der alle Mitglieder in der Gastro arbeiten. Deswegen ist der Lockdown Light meiner Meinung nach in keinster Weise „light“!

Was halten Sie von den diversen finanziellen Corona-Hilfsmaßnahmen der Regierung für Unternehmer?

Färber: Die deutsche Regierung hat viel versprochen, worüber wir als junges Unternehmen auch sehr dankbar sind. Die Realität sieht so aus, dass den Hilfspaketen lange Wartezeiten vorausgehen. Mit der Oktoberhilfe rechne ich erst im April. Auch auf die November- und Dezemberhilfe sowie auf die Kurzarbeits-Gelder habe ich monatelang gewartet. Unternehmer müssen die liquiden Mittel derzeit vorstrecken, was für uns nach einem sehr erfolgreichem Jahr 2020 aktuell noch möglich ist aber kein Dauerzustand werden darf.

Hinzu kommt ein höherer Personalaufwand, der durch die fehlende Planbarkeit, die ständigen Zu- und Absagen nötig wird, zusätzliches Geld kostet. Für uns im erst 2016 eröffneten Klosterhof kommt weiterhin erschwerend hinzu, dass wir als Familienbetrieb das Haus im Eigentum haben, also keine Pacht zahlen. Die Pacht entspricht in dieser Konstellation funktionell der Tilgung der Bankkredite, die wir bei der Überbrückungshilfe im Gegensatz zur Pacht aber nicht ansetzten dürfen. Die monatlichen Verluste sind daher erheblich.  

Wann rechnen Sie mit einer möglichen Wiedereröffnung?

Färber: Ich denke, dass die Inzidenzen in den nächsten Wochen wieder steigen werden. Die Politik wird unter Druck geraten und sich vom Inzidenzwert als reinen Trigger abwenden müssen. Vermutlich wird dann als Kennzahl vermehrt auf die Überlastung des Gesundheitssystems gesetzt. Deswegen rechne ich damit, dass wir frühestens Ende April und hoffe spätestens zu Pfingsten wieder aufmachen dürfen.

Wie schnell könnten Sie bei einer Wiedereröffnung zum Normalbetrieb zurückkehren?

Färber: Relativ rasch. Wir hatten das Glück, dass wir in der Krise sogar Personal aufbauen und weiter qualifizieren konnten und deswegen ausreichend Mitarbeiter hätten, die zur Stelle wären, wenn es wieder los geht. Wir sind sehr dankbar für unser Team, das auch während der Schließzeit regelmäßig neue Ideen und Konzepte für die Weiterentwicklung des Klosterhofs erarbeitet.

Das größere Problem wird der Supply werden, insbesondere im gehobenen Segment. Vieles wird momentan einfach nicht produziert, weil die Nachfrage fehlt.

Der 1500 m2 große Wellnessbereich lässt keine Wünsche offen.
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

Die Panoramasauna des Hotel Klosterhof ermöglicht Entspannung mit Blick in die Natur.
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

Die Hygienemaßnahmen werden im Hotel Klosterhof in jedem Bereich sehr ernst genommen und von Gastgeber Dr. Färber regelmäßig nachgeschärft.
© Hotel Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa

Wir müssen die Impfungen vorantreiben, so schnell es geht!

Was erwarten Sie sich für die kommenden Wochen?

Färber: Wir haben eine volatilere Zeit vor uns. Aber wenn man flexibel ist, kann es eine sehr gute Zeit werden, weil die Menschen gemerkt haben, wie wertvoll ein Erholungsurlaub ist. Ich glaube, dass die gehobene Ferienhotellerie in Deutschland sicherlich sehr gute Jahre vor sich haben wird. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Begeisterungsfähigkeit für die eigene Region bei den Leuten vorhanden ist. Deswegen rechne ich damit, dass die Deutschen vermehrt wieder im eigenen Land Urlaub machen werden.

Für unser Hotel Klosterhof im Speziellen spricht, dass wir neben Natur und Wellness auch ein sehr gesundheitlich positioniertes Hotel sind. Ich organisiere beispielsweise momentan unterschiedliche Post-Corona-Konzepte, die z.B. auf die ganzheitliche Erholung von zuvor Erkrankten abzielen. Aber auch solche, die die psychologischen Folgen von Pandemie und Lockdown im Auge haben.  

Und was haben Sie im vergangenen Jahr gelernt?

Färber: Auch wenn die Lage ab und an aussichtslos scheint, darf man sich nicht verrückt machen und sollte auf sich selbst achtgeben. Der letzte Sommer war wahnsinnig viel Arbeit. Die wenigen Monate, die wir arbeiten durften, war das Hotel vollständig ausgebucht, was eine tolle Sache war. Der Arbeitsauswand war in Kombination mit Vollauslastung, strikter Umsetzung des Hygienekonzeptes und teilweise kurzfristig neuen Verordnungen durchgehend riesig. In kurzer Zeit haben sich nicht nur meine Frau und ich, sondern auch unsere Mitarbeiter an der Grenze zur Überarbeitung bewegt. So etwas darf nicht zum Standard werden und wir haben die Pandemie aktiv genutzt, um unser Team zu erweitern.  

Gleichzeitig hatte das vergangene Jahr auch wirklich schöne Seiten: Wir haben gesehen, wie loyal unsere Mitarbeiter sind. Das ganze Team ist noch enger zusammengerückt und zu einer Familie geworden. Das war eine sehr positive Erfahrung, die mich stolz macht.

Was wünschen Sie sich für die kommenden Monate?

Dr. Färber: Wir müssen die Impfungen vorantreiben, so schnell es geht! Mir wird zu viel über Impfmüdigkeit diskutiert, was nur ablenkt, solange wir nicht genug Impfstoff haben. Die Beschaffung von ausreichend Impfstoff sollte das vorrangige Ziel und die Messlatte der Politik sein. Durch die Impfung lässt sich die Krise langfristig bewältigen, auch wenn flankierende weitere kreative Maßnahme den Schaden für die Wirtschaft und die Gesellschaft deutlich reduzieren könnten. Für uns, unser Team und natürlich die gesamte Branche wünsche ich mir schnellstmöglich Planbarkeit und realistische Wiedereröffnungsperspektiven.  

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Hotel Klosterhof – Alpine Hideaway & Spa, das auf eine 500-jährige Geschichte zurückblicken kann, wird seit 2011 von Henrike und Dr. Andreas Färber betrieben. 2016 wurde das Haus nach einem Umbau als Vier-Sterne-Superior mit 65 Zimmern, Spa Lofts mit privatem Whirlpool und 1500 m² Wellnessbereich eröffnet. Eine Besonderheit des Hauses: Das angeschlossene Gesundheitszentrum, in dem jeder Gast, neben einer spezifischen gesundheitlichen Beratung, einen COVID-19-Test erhalten kann, durchgeführt vom Gastgeber und Arzt Dr. Med. Andreas Färber. 

Adresse:

Klosterhof - Alpine Hideaway & Spa, Steilhofweg 19, 83457 Bayerisch Gmain

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