„Wie es uns geht?“: Cafe Hecht Feldkirch

Waltraud Waldner und Hund betreiben das Cafe Hecht Feldkirch seit mittlerweile acht Jahren.
© Cafe Hecht Feldkirch

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Seit dem 15. März hat das Cafe Hecht in Vorarlberg, Feldkirch wieder für seine Gäste geöffnet. Was das für Chefin Waltraud Waldner bedeutet und wie es ihr im letzten Jahr ergangen ist erzählt sie in unserer neuen Reihe „Wie es uns geht?“.

Das Gespräch wurde am 25.03.2020 geführt

 

Wunderschöner Altstadt-Flair, atemberaubende Naturkulisse und herzliche Menschen. Das beschauliche Feldkirch in Vorarlberg bietet seinen Gästen nicht nur Urlaubsidylle, sondern auch eine Vielzahl an kulinarischen Erlebnissen. Rund 85 Lokale reihen sich dicht an dicht in der kleinen, heimlichen Landeshauptstadt mit ihrer Jahrhunderte alten Architektur. Darunter auch das Cafe Hecht Feldkirch, das heuer 70-jähriges Jubiläum feiert und damit als das älteste noch betriebene Lokal in Feldkirch gilt.

Das Cafe Hecht steht für Unabhängigkeit

Seit acht Jahren wird das Cafe von Waltraud Waldner geführt. Die rund 80 Plätze (je 40 draußen und drinnen) sind vor allem von Einheimischen besetzt: „Viele Betriebe in dieser Gegend sind von den Besuchern aus der nahen Schweiz und Liechtenstein abhängig, die uns derzeit auf Grund der Pandemie leider nicht besuchen können. Ich habe das große Glück, dass mein Cafe Stammlokal vieler Anwohner ist und meine Gäste vor allem aus Feldkirch und Umgebung kommen.“, erklärt Waldner.

Wiedereröffnung voller Begeisterung

Der Montag, als sie das erste Mal wieder öffnen durfte, war ein wirklich schöner Tag, erzählt sie. Die Freude bei den Gästen sei riesig gewesen! Insbesondere der älteren Gesellschaft habe der soziale Rahmen, den die Gastronomie bietet, sehr gefehlt. Wie groß die Begeisterung über die Wiedereröffnung in Vorarlberg war, unterstreicht Waldner mit einem schönen Beispiel: „Bei einem befreundeten Gastronomen haben Gäste einen Tisch für den ganzen Tag gebucht. Frühstück, Mittag- und Abendessen!“

Fehlende Wirtschaftlichkeit

Trotzdem hat nur jeder dritte Betrieb in Vorarlberg Mitte März seine Türen geöffnet. „Für mich als kleines Unternehmen mit vielen Stammgästen aus dem Ort war es relativ einfach, den Betrieb rasch wieder hochzufahren. Für einige andere hat sich die Öffnung aber nicht ausgezahlt.“, zeigt sich die Gastgeberin des Cafe Hecht nachdenklich. „Zum Beispiel, weil sie erst wieder einen Koch oder Servicepersonal einstellen müssten, oder weil auf Grund der Corona-Sicherheitsmaßnahmen nur die Hälfte der vorhandenen Tische vergeben werden können. Wenn dann zusätzlich das Wetter für die Außengastronomie nicht mitspielt ist das für viele Betriebe nicht wirtschaftlich.“

Auch sie selbst mache derzeit nur halben Umsatz, gesteht Frau Waldner. Die Leute wollen draußen sitzen und warten auf wärmeres Wetter am Wochenende, ist sie sich sicher.

Ganz Österreich schaut auf Vorarlberg

Generell seien die Maßnahmen manchmal ermüdend, so Waldner: „Wir haben ein ausgearbeitetes Hygienekonzept, das wir sehr brav umsetzen. Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig getestet und wir kontrollieren auch gewissenhaft all unsere Gäste auf negative COVID-Tests.“ Besonders anstrengend sei es, dass ganz Österreich derzeit auf Vorarlberg schaue. Die Gastronomen im westlichsten Bundesland müssten nun unter Beweis stellen, dass die Gastronomie nicht erzwungenermaßen Bruthöhle des Virus‘ ist. Derzeit funktioniere das gut, die Zahlen seien stabil. Wie es nach den Osterfeiertagen aussieht, wenn viele Gäste aus dem ganzen Land Kurzurlaub in Vorarlberg gemacht haben, wagt Frau Waldner nicht vorauszusagen. „Das Restaurant eines Kollegen von mir ist über Ostern komplett ausgebucht. Das hatte er noch nie!“

Auch wenn wir wirklich tolle Unterstützung vom Staat erhalten haben ist es jetzt langsam einfach vorbei, es geht so nicht mehr.

„Langsam geht es nicht mehr!“

Viele Gäste zu Ostern seien aber auch dringend nötig! Während der „Jahrhundertsommer“ 2020, wie ihn die Chefin des Cafe Hecht betitelt, vielen Betrieben der Gegend über das erneute Lockdown-Loch hinweggeholfen hat, wird es nach fünf Monaten der Schließung für immer mehr Gastronomen finanziell brenzlig. „Auch wenn wir wirklich tolle Unterstützung vom Staat erhalten haben ist es jetzt langsam einfach vorbei, es geht so nicht mehr. Auf uns Unternehmer kommen Steuer- und Versicherungszahlungen zu, wir müssen weiterhin monatlich unsere volle Miete zahlen und haben dabei seit Monaten keine wirklichen Umsätze mehr gemacht.“, gibt Waldner zu bedenken. Sie ist davon überzeugt, dass in naher Zukunft immer mehr Betriebe aufgeben werden.

Feldkirch bietet mit seiner Jahrhunderte alten Architektur wunderschönen Altstadt-Flair. Das Cafe Hecht Feldkirch gibt es bereits seit 70 Jahren.
© Cafe Hecht Feldkirch

Das kleine Cafe Hecht lebt vor allem von den Einheimischen. Insbesondere die ältere Generation ist hier gerne zu Gast.
© Cafe Hecht Feldkirch

Im vergangenen Jahr ist mir deutlich bewusst geworden, dass wir nur im Miteinander funktionieren.

Dilemma Fachkräftemangel

Ein weiteres Problem, das die Branche noch lange Zeit beschäftigen wird, sei laut Waldner der Mitarbeiter- und Fachkräftemangel, der schon vor der Pandemie höchst problematisch war, nun aber eine Dimension angenommen hätte, die auch in Zukunft schwerwiegend auf den Schultern der Gastronomen lasten wird. „So viele Fachkräfte haben auf Grund der langfristigen Schließungen im Tourismus umgesattelt und in ganz anderen Bereichen Jobs gefunden. Die Lücke wird noch verstärkt durch das Fehlen der Saisonarbeiter, die häufig aus dem Osten kommen.“, zeigt sich die Gastgeberin besorgt. „Dieses Dilemma haben glaube ich viele noch gar nicht realisiert.“

„Wir funktionieren nur im Miteinander!“

Trotzdem, aus jeder Krise kann man lernen, da ist sich Waltraud Waldner sicher: „Im vergangenen Jahr ist mir deutlich bewusst geworden, dass wir nur im Miteinander funktionieren. Wir können uns unglaublich glücklich schätzen, in einem Sozialstaat zu leben. Ich wurde mir wünschen, dass das mehr Menschen durch die Pandemie begriffen haben."

Adresse:

Cafe Hecht Feldkirch, Neustadt 10, 6800 Feldkirch
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