Trendforscherin verrät: So sieht die Zukunft des Tourismus aus

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Christiane Varga, Trend- & Zukunftsforscherin, sagt: "Veränderung findet statt. Wenn nicht mit uns, dann eben ohne uns!" Welche Trends für die Gastronomie und Hotellerie 2023 Relevanz haben verrät sie dir im Video-Interview:

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

In Zukunft wird es den einen Gast nicht mehr geben. Das Familie Mustermann-Zeitalter endet und die Grenzen zwischen den einzelnen Zielgruppen verschwimmen. Warum das so ist?: "Die Lebensstile der Menschen vervielfältigen sich. Je nach Lebensphase hat man ganz andere Bedürfnisse", antwortet Christiane Varga.

Wie leben wir heute und in Zukunft?

Christiane Varga ist Zukunfts- und Trendforscherin. Nach ihrem Studium der Germanistik, Mediävistik und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zog Varga ins schöne Wien und fand im Zukunftsinstitut ihren neuen Arbeitgeber für die nächsten fünf Jahre. Seither beschäftigt sie sich mit der Frage: “Wie leben wir heute und in Zukunft?”. Dabei geht es ihr nicht darum, in die Glaskugel zu blicken und die Zukunft vorauszusehen. Vielmehr möchte sie zunächst fast unmerkliche Signale der Veränderung früh erkennen und anschließend Lösungen bieten, bestmöglich darauf zu reagieren.

Trend: Urlaub und Arbeit kombinieren

Auch der Tourismus ist mehr denn je Änderungen unterworfen. "Ich denke, grundsätzlich ist es so, dass sich Arbeiten, Reisen, Wohnen immer mehr vermischt und es da zu unterschiedlichen Interaktionen kommt.", so Varga. Auf solche Shifts sollten Destinationen, Gastronomie und Hotellerie frühzeitig reagieren.

"Mein Tipp wäre, solche Angebote - sowohl Urlaub als auch Arbeit - miteinander zu kombinieren." Natürlich nur, falls möglich. Jeder Betrieb sollte sich vorab die Frage nach der Infrastruktur am eigenen Standort stellen: "Habe ich vielleicht Räume der Begegnung oder Räume des Arbeitens, die ich anbieten kann und eben nicht nur einen kleinen Schreibtisch mit funktionierendem WLAN?"

Nicht jeder Trend passt zu jedem

Natürliche müsse man nicht jeden Trend in der Gastronomie und Hotellerie mitmachen, beruhigt Varga: "Ich plädiere ganz stark dafür, dass man schaut, was zu einem selber passt. Bei diesen Gedanken sollte man Learnings aus der Vergangenheit genauso einbeziehen, wie die Gegenwart um dann für zukünftige Pläne zu überlegen, welche bereits funktionierenden Prozesse und Angebote man miteinander verknüpfen oder ausbauen kann."

Eine Ideallösung nach dem Schema F wird es nicht mehr geben, so Varga. Jede Destination lebe ja von ihren individuellen Eigenschaften, Besonderheiten und Angeboten und sollte sich weiterhin selbst treu bleiben. 

So wirkt sich Corona auf die Zukunft des Tourismus aus

Die Pandemie hat den Tourismus stark ausgebremst. Das sei besonders hart für die Branche gewesen, da diese in den letzten Jahren immer ein starkes Wachstum verzeichnet hat, so die Zukunftsforscherin. Das war aber wichtig, denn das System sei teilweise schon ein wenig überhitzt gewesen. "Zusätzlich liegt es in der Natur des Menschen und von Unternehmen, sich erst dann zu hinterfragen und im positiven Sinne zu verändern, wenn der Druck von außen gegeben ist."

Die letzten drei Jahre hätten vieles sichtbar gemacht, was schon davor in kleinen Nuancen da war, mit dem sich aber bisher kaum jemand wirklich beschäftigen wollte. "Jetzt geht es darum, die Ärmel hochzukrempeln, wirklich in die Praxis zu gehen und die neuen Ideen in Konzepte umzusetzen." Varga nennt dabei vor allem das Thema Fachkräftemangel.

Es wird nicht mehr, wie es früher war

Statistisch gesehen habe sich die Welt noch nie zurückentwickelt und werde es auch jetzt nicht tun. Corona habe einige Dinge tiefenstrukturell verändert. "Diesen Veränderungen sollten wir aber offen und neugierig entgegentreten, nicht verängstigt, ablehnend und unter Schockstarre. Es wird nicht mehr so, wie es früher war. Aber wir haben jetzt auch eine gute Möglichkeit, uns neu zu sortieren und unsere Arbeit neu auszurichten. Und das kann auch eine sehr freudvolle Sache sein." macht Christiane Varga der Branche Hoffnung. 

Österreichische Gastfreundschaft

Österreich hat eine lange, tief verwurzelte Tradition im Gastgewerbe. Dieser sollte sich das Land bewusst werden und dementsprechend mit Selbstbewusstsein an die Veränderungen herangehen, wünscht sich Christiane Varga. Trotzdem sollte man sich nicht auf diesem Vorteil ausruhen: "Gerade traditionelle Branchen neigen dazu, zu sagen: Bei uns ist eh alles gut, Neues und Anderes interessiert uns nicht, bisher sind wir ja auch immer gut zurechtgekommen! Denn früher oder später wird man von dem Wandel überrollt. Veränderung findet statt. Wenn wir nicht mitmachen, dann eben ohne uns."