PIWI-Wein: Pilzwiderstandsfähige Rebe der Zukunft

Heutzutage sind PIWI-Weine weltweit starke Vertreter des ökologischen Weinbaus. Die robusten und innovativen Sorten sind Hoffnungsträger für eine verstärkte Nachhaltigkeit im Weinbau und sollen die zukünftigen Herausforderungen im Weinberg gut meistern können.
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Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Winzer setzen bei Nachhaltigkeit im Weinanbau verstärkt auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Warum die sogenannten PIWI-Weine die Umwelt schonen und geschmacklich überzeugen.

PIWI steht für pilzwiderstandsfähige Reben. Diese gelten als Hoffnungsträger des nachhaltigen Weinbaus und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Bei PIWI-Wein handelt sich um neue, gezüchtete Sorten, deren Besonderheit ist, dass sie nicht durch Gen-Technik im Labor gekreuzt werden, sondern auf natürliche Weise im Weinberg. Das macht die PIWI-Rebsorten so attraktiv. Vor allem für den biologischen Anbau. Diese resistenten Sorten benötigen kaum Pflanzenschutzmittel, um sie vor Parasiten und vor allem die gefürchtete Mehltaukrankheit zu schützen.

Früher war alles besser

Die Züchtung von PIWI-Rebsorten hat eine lange Geschichte. Wer weiß schon, dass zum Beispiel auch der Regent ein PIWI-Wein ist? Bis zum Industriellen Zeitalter Mitte des 19. Jahrhunderts baute man die Rebsorten oft in Gemischten Sätzen an. Pflanzenschutzmittel waren unbekannt. Es herrschte eine große Vielfalt vor und die Weinberge und Rebsorten waren gesund. Erst ab Ende des 19. Jahrhunderts (der Weinanbau hatte da bereits flächenmäßig zugenommen) tauchten der echte und der falsche Mehltau auf sowie die gefürchtete Reblaus.

Der Kampf gegen die vielen Feinde der Rebe

Ganze Weinberge fielen den Parasiten und den Pilzkrankheiten zum Opfer. Die aufkommende chemische Industrie, vor allem der Kunstdünger als Nebenprodukt der Kampfmittelherstellung im Ersten Weltkrieg sowie die sortenreinen Mono-Rebkulturen, eroberten die Weinberge. Gegen Läuse und Pilzkrankheiten ging man in der Folge mit Herbiziden, Pestiziden und Fungiziden vor. So kommt es, dass die Weinrebe bis heute diejenige Pflanze ist, die von allen Kulturpflanzen am meisten gespritzt wird.

Die ersten PIWI-Rebsorten

Insbesondere der Einsatz von Kunstdünger erwies sich auf lange Sicht als problematisch. Er schwächt die Rebe nämlich, da sie nicht mehr tief wurzeln und ums Überleben kämpfen muss. Die Rebe wird dadurch weniger widerstandsfähig. Nachdem sich der Kampf gegen Reb-Krankheiten auch durch Spritzmittel und Kunstdünger als Kampf gegen Windmühlen erwies, arbeiteten einige Forscher fieberhaft an einer Langzeitlösung. Das Ziel: Rebsorten zu züchten, die pilzwiderstandsfähig und auch gegen die Reblaus gefeit sind. Das gelang ihnen, indem sie Wildreben mit Edelsorten kreuzten.

Ein Wein wie Katzenurin?

Das Problem zu Anfang war der sogenannte Fox-Ton, eine spezielle Geschmacksnote, die den Wildreben zu eigen ist und an Katzenurin erinnert. So bestanden von Beginn an einige Vorbehalte gegen die PIWI-Rebsorten. Vor allem im Land des Weines, in Frankreich, wollte man mit den Hybriden nichts zu tun haben. Nur auf dem Château Duvivier in der Provence wird heute nach der Delinat-Methode erfolgreich PIWI-Wein angebaut. Die französische Weinlandschaft steht jedoch kurz vor einer Revolution. Das Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) hat ein Programm entwickelt, das die die Züchtung multiresistenter Sorten für den lokalen Anbau mit starkem lokalem Charakter bis 2030 zum Ziel hat.

PIWI-Weinsorten liegen weltweit im Trend

Heutzutage sind PIWI-Weine weltweit starke Vertreter des ökologischen Weinbaus. Die robusten und innovativen Sorten sind Hoffnungsträger für eine verstärkte Nachhaltigkeit im Weinbau und sollen die zukünftigen Herausforderungen im Weinberg gut meistern können. Die gezielte Züchtung und Selektion dieser Rebsorten bietet unschlagbare Vorteile im Anbau und auch geschmacklich konnte sich der PIWI-Wein mittlerweile durchsetzen. Geforscht und gezüchtet wird heute in Deutschland an der Hochschule für Weinbau und Oenologie in Geisenheim sowie in Siebeldingen und Freiburg. In Österreich ist es die HBLA und BA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg sowie die Weinbauschule in Eisenstadt, wo intensiv an pilzresistenten Sorten gearbeitet wird.

Erste deutsche und österreichische Zuchterfolge

Sämtliche derzeit zugelassene PIWI-Rebsorten sind durch die klassische Kreuzungsmethode entwickelt worden. Die älteste der PIWI-Wein Sorten ist der Seyval Blanc, er entstand bereits im Jahre 1919. Bekannter ist der 1967 gezüchtete Regent, der flächenmäßig am weitesten verbreitet ist. Er entstand am Julius-Kühne-Institut in Deutschland und erlangte 1994 den Sortenschutz. Auch der typisch österreichische Uhudler ist ein PIWI-Wein aus den Hybriden Concord, Elvira, Noah, Otello und Ripotella, die man heute gar nicht mehr kennt. Trotz zeitweiligen Verbots hat der Uhudler aber als regionale Spezialität überlebt. Heute weiß man mehr über Züchtung und Anbau und kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

PIWI-Züchtung als generationsübergreifendes Projekt

So arbeitet Joseph Maria Albert i Noya mit dem bereits genannten Château Duvivier zusammen, um im Langzeitprojekt sehr alte Rebsorten, die extrem pilzwiderstandsfähig sind, mit jüngeren Sorten zu kreuzen. Sie sind sowohl pilzresistent als auch äußerst schmackhaft. Verdienste in der Kreuzung zwischen Vitisgattungen, wobei die Qualität der einen Rebe mit der hohen Widerstandsfähigkeit der anderen Reben in Einklang gebracht wird, hat sich auch der Schweizer Züchter Dr. Pierre Basler errungen. Im feuchten und kalten Klima des Schweizer Jura hat er PIWI-Reben gezüchtet, die problemlos gedeihen und dadurch auch in anderen Klimazonen überlebensfähig sind. Zum Beispiel wächst die PIWI-Rebsorte Solaris ganz wunderbar auf der rauen Nordseeinsel Sylt.

Mittlerweile wird schon in der dritten Generation gezüchtet und es geht nicht mehr nur um die natürliche Pflanzengesundheit, sondern auch an die Anpassung an den Klimawandel.

PIWI-Wein kaufen in Österreich

In Österreich werden folgende PIWI-Weine als Qualitätsweine angeboten

  • Souvignier gris
  • Roesler
  • Blütenmuskateller
  • Muscaris
  • Rathay

sowie die Rebsortenweine

  • Regent
  • Bronner
  • Cabernet Blanc
  • Cabernet Jura
  • Donauriesling
  • Donauveltliner
  • Johanniter
  • Pinot Nova

Die hohe Weinqualität österreichischer PIWI-Weine überzeugt regelmäßig bei internationalen Wettbewerben. So gibt es zum Beispiel den International PIWI Wine Award, der Nachhaltigkeit mit Genuss verbindet.