Kurioser Streit: Limonaden enthalten „zu wenig Zucker“

© Lemonaid
Bittersüßer Protest: Die Gründer von Lemonad enthüllen ein "Denk mal" von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) ganz aus Zucker.

Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Vergangene Woche gingen die Limonade-Wogen in Deutschland hoch. Das städtische Amt für Verbraucherschutz in Bonn wirft dem Getränke-Unternehmen Lemonaid vor, dass seine Limonaden nicht zu viel, nein, zu wenig Zucker enthalten. Es drohte der Rauswurf aus Supermärkten.

Vergangene Woche erlebte der Getränkehersteller Lemonaid einen wahren Zuckerschock. Ein Urteil des Verbraucherschutzamts möchte ihren Getränken (erneut) das Prädikat Limonade absprechen – ein Rauswurf aus den Supermärkten drohte. Und das nur, weil die Lemonaid-Produkte zu wenig gesüßt seien. Laut Fachamt für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt der Stadt Bonn dürfen sich nur Erfrischungsgetränke mit mindesten sieben Gewichtsprozent Zucker „Limonaden“ nennen. Die biologischen und fair produzierten Softdrinks des Unternehmens verzichten allerdings auf die vorgeschriebene Überzuckerung. Die Limonaden enthalten, je nach Sorte, nur 5 bis 7 Prozent Bio-Rohrzucker pro Flasche. Seit 2020 produziert der Getränkehersteller auch einige Limonaden ohne Zucker und Süßungsstoffe.

Erneute Abmahnung

Schon 2019 brachte der natürliche Ansatz von Lemonaid einige bürokratische Probleme mit sich. Lemonaid Limette enthielt nur 6 g Zucker pro 100 Milliliter und war den Behörden deswegen ein Dorn im Auge. Damals hatte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) eigentlich entschieden, Lebensmittel mit wenig Zucker nicht bestrafen zu wollen. Auch Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) wollte mit ihrer Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie unter anderem dafür sorgen, den Zuckergehalt für Erfrischungsgetränke bis Ende 2025 um 15 Prozent zu senken. Stattdessen wird jetzt, ein Jahr später, erneut eine Lemonaid-Geschmacksrichtung wegen Unterzuckerung von der Politik abgemahnt. Lemonaid schreibt auf seinem Blog: „Die Richtlinie ist ganz im Sinne der konventionellen Lebensmittelindustrie – und steht im krassen Gegensatz zu unzähligen guten Vorsätzen der Politik‘“.

Bittersüßer Protest

Um die Politik nun endgültig zum Umdenken zu bewegen starteten die Gründer eine kreative Protestaktion. Am 16. September 2020 stellten sie ein „Denk mal“ aus Zucker mit dem Antlitz Julia Klöckners vor dem Ernährungsministerium in Berlin auf und luden eben diese auf eine Limonade zur Einweihung der Statue ein. Stattdessen erschienen Klöckners Staatssekretärin und Pressesprecher.  

Trotzdem ließ der erste Erfolg dieser Guerilla-Aktion nicht lange auf sich warten. Am gleichen Tag schrieb Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel: „Wir haben das klare Ziel, in Fertiglebensmitteln und auch Erfrischungsgetränken den Gehalt von Zucker zu reduzieren. […] Umso mehr haben wir die klare Erwartung, dass sich die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission der aktuellen Problematik nun zügig annimmt und die entsprechenden Leitsätze überprüft.“ Auch Anna Gallina (Bündnis 90/Die Grünen) steht hinter dem Unternehmen und drängt auf eine Überarbeitung der Leitlinien. 

Laut Lemonaid möchte das Ernährungsministerium nun eine Änderung der „Leitsätze für Erfrischungsgetränke“, insbesondere des Zucker-Mindestgehalts in Limonaden vorsehen. 

© Lemonaid
Lemonaid versetzt "dem süßesten Ministerium des Landes" einen Denkanstoß.