Kellner als Gastgeber in Zeiten von Corona

Wie kann man trotz Abstandhalten ein Gefühl von Nähe beim Gast erzeugen? Wie hat sich die Rolle vom Kellner als Gastgeber in den letzten Monaten verändert? Annemarie Foidl, Präsidentin der Sommelierunion Austria, Jessica Lackner, Leadership & Business Coach und Christine Friedreich, Hospitality Beraterin, teilten ihre Erfahrungen zu diesem Thema und sprachen darüber, wie man sein Personal dabei unterstützen kann, der bestmögliche Gastgeber zu werden.

 

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Die wichtigsten Sager aus der Talkrunde

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Annemarie Foidl, Präsidentin der Sommelierunion Austria, Wirtin und Eigentümerin der Angerer Alm in St. Johann in Tirol

Wir merken, dass es anstrengender wird, weil wir nicht nur die Leidenschaft leben, sondern auch gerne mit den Gästen kommunizieren. Dafür muss man Mimik zeigen und das ist durch die Maske natürlich schwieriger. Aber es geht alles und es ist unglaublich, wie schnell wir uns daran gewöhnen. Wir Menschen sind so lernfähig und sprechen mehr mit den Augen und unserer Gestik. Wir bekommen gerade in dieser Zeit auch sehr viel von unseren Gästen zurück.

Wir Führungskräfte müssen uns – nicht nur in Zeiten von Covid – selber auch weiterbilden, um unsere Mitarbeiter gut führen zu können und Vorbild zu sein. Wir Führungskräfte müssen vielleicht wieder lernen unsere Mitarbeiter begeistern zu können, dann nur dann sind diese auch mit Begeisterung am Arbeiten.

Jessica Lackner, Speaker, Leadership & Business Coach, Autorin

Ich glaube, dass sich derzeit auch die Spreu vom Weizen trennt und gerade die Kellner und Mitarbeiter in der Gastronomie und Hotellerie merken, dass es um die Leidenschaft geht. Diejenigen, die nicht mit ganzem Herzen in diesem Beruf arbeiten, trennen sich momentan vom Betrieb. Deswegen ist es aktuell umso wichtiger, dieses Wertesystem in den Betrieben zu schaffen, ein Fundament zu kreieren, damit die Werte von dem Unternehmer und den Mitarbeitern zusammenpassen. Dafür ist es wichtig, dass sich beide Parteien an einen Tisch setzen, damit sie wirklich zusammen in die Zukunft gehen und gestärkt durch die Krise kommen.

Jahrelang haben wir uns, auch als Führungskräfte, nur auf das Können der Mitarbeiter konzentriert, dabei geht es viel mehr um das Dürfen und um das Wollen. Jahrelang haben alle von Fachkräftemangel geklagt, dabei brauchen wir viel mehr Mach-Kräfte! Wir erwarten uns alle fertige Menschen, sollten aber eigentlich viel mehr dafür tun, damit diese Menschen sich weiterentwickeln. Dann funktioniert auch der Kreislauf mit der Motivation.

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

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Christine Friedreich, leidenschaftliche Gastgeberin, Friedreich Hospitality

Der Kellner als Gastgeber hat eine der wichtigsten Rollen in einem Betrieb inne, weil er der erste Kontakt mit dem Gast ist. Der Erst- und Letztkontakt ist es, der im Gedächtnis bleibt. Durch Corona ist es noch wichtiger geworden, mehr Authentizität zu zeigen und mehr auch hinter der Maske zu lächeln. Gerade jetzt ist es notwendig, redegewandt zu sein, klar zu sein und auch die Werte des Unternehmens im täglichen Tun zu leben und dem Gast zu vermitteln.

Der Kellner ist nicht mehr nur derjenige, der die Speisen bringt, er kümmert sich auch um die Hygiene, die Sicherheit, er erklärt mir die Produkte, die Herkunft, also er übernimmt eine so umfassende Rolle. Das wird gesehen und deswegen hat der Kellner dem Gast gegenüber wieder an Bedeutung gewonnen.