Sind wir uns ehrlich

Ganz ehrlich und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen tauschten sich Gastronomen über die Erlebnisse, die sie in Zeiten der Corona-Krise gemacht haben, aus. Irmgard Querfeld, u.a. Inhaberin des Café Landtmann, Andreas Rock von Taste & Tech, Gerhard Knobl vom Goldenen Bründl und Xavier Plotitza, CEO von Metro Österreich teilten ihre unzensierte Meinung zur aktuellen Situation.

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

Die wichtigsten Sager aus der Talkrunde

Andreas Rock, Inhaber von Taste & Tech

Die Situation war von Beginn an nicht zu unterschätzen. Dasitzen und Raunzen hilft aber auch am ersten Tag nichts, deswegen haben wir versucht, das Beste aus der Situation zu machen und schnell und unkompliziert zu sein. Grundsätzlich muss man sagen: Unterstützungsmaßnahmen sind schön und gut, aber wenn die Gäste ausbleiben dann bleibt auch das Geschäft aus. Die Gefahr ist, dass das, was gerade in der Gastronomie passiert, auch bald andere Branchen betreffen könnte. Es heißt, wachsam zu bleiben und vorsichtig, sonst wird die Situation weiter angespannt bleiben. 

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

Gerhard Knobl, Inhaber des Goldenen Bründls

Der erneute Lockdown ist meiner Meinung nach sehr wohl nachvollziehbar, auch wenn es sehr wenige Fälle in der Gastronomie gibt. Das ist eine psychologische Sache: Sehr viele Menschen haben Angst, auch wenn wir natürlich viele Maßnahmen gesetzt haben, um die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter zu gewährleisten. Deswegen finde ich es gut, dass wir erstmal schließen und dann mit voller Kraft wieder durchstarten, sobald wir wieder dürfen.

Die Nicht-Planbarkeit ist eigentlich das größte Problem, es braucht langfristige Perspektiven, wie beispielsweise in Deutschland, wo die Kurzarbeit bis 2022 verlängert wurde. Da könnte ich kalkulieren und planen. Aber drei Monate? Was ist in drei Monaten? Das ist einfach viel zu wenig. Der Umsatzersatz ist wirklich eine gute Maßnahme, und ich denke, die Politik will die Wintersaison retten. Ich hoffe, dass die Verschärfungen der Maßnahmen dazu führen, dass die Zahlen runtergehen und wir wirklich im Dezember wieder aufsperren können.

Irmgard Querfeld, u.a. Inhaberin des Cafe Landtmann

Wir haben 350 Mitarbeiter und am Anfang des ersten Lockdowns haben wir mehrere Versuche mit Kurzarbeit gestartet, haben dreimal die Anträge dafür ausgefüllt und als Familie Tag und Nacht gearbeitet. Wir sind ja ein Familienunternehmen und unsere Mitarbeiter haben das mit uns aufgebaut und da war plötzlich diese panische Angst. Als Unternehmer gibt es hier zwei große Dinge, die aufeinanderprallen. Einerseits, dass wir die Kosten senken mussten, aber natürlich auch keinen Mitarbeiter verlieren wollten.

Kurzarbeit ist eine große Hilfe, andererseits bleiben viele Kosten noch beim Unternehmen, wenn er keinen Umsatz machen kann. Trotzdem: jede Hilfe ist besser als keine. Es trifft hier momentan eine Branche ganz besonders, das ist schade. Aber es gibt auch viele Branchen, die gar nicht von der Krise betroffen sind. Vielleicht kann man in Zukunft zusammenarbeiten. 

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

Xavier Plotitza, CEO von Metro Österreich 

Wir verdienen ein bisschen mehr als 60 Prozent unseres Umsatzes mit Gastronomie und Hotellerie, den Rest mit Selbstständigen und KMUs. Homeoffice hat unsere Vorgehensweise und unseren Umsatz auch beeinflusst. Wir haben die Chance gehabt, dass wir viel von China gelernt und konnten uns dadurch besser vorbereiten. Wir wussten, wir müssen COVID-19 mit Respekt behandeln, die Situation ist angespannter als man denkt. Wichtig war uns erstens auch, wie man die Mitarbeiter schützen, und zweitens, wie man den Kunden in dieser Situation ein bisschen mehr Perspektiven geben kann. Wir haben in Folge Stundungen vergeben, ein Finanzierungspaket geschnürt, haben gespendet und Waren wieder retour genommen. Wichtig für uns bei Metro war, unsere 2200 Mitarbeiter richtig zu schützen, mit klarer Kommunikation und so viel Teamarbeit wie möglich. Wir können stolz darauf sein, dass alles was wir umorganisiert haben, dafür gesorgt hat, dass unsere Mitarbeiter jeden Tag für unsere Kunden da sein konnten und kaum Fehler passiert sind.