Bitte zum Couchtisch

Viele Betriebe haben das beste aus der Krise gemacht und kreative Wege gefunden, um trotzdem für ihre Kunden da zu sein. In kurzer Zeit entstanden viele kleine und große Lieferservices und Online Shops. Das Know How darüber, wie so etwas erfolgreich funktionieren kann und warum Lieferservices nicht für jeden Betrieb das richtige sind, teilten Thomas Hahn von der Labstelle, Thomas Ploner von Juchu und Sybille Heidenkummer von der Gastwirtschaft Heidenkummer.

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

Die wichtigsten Sager aus der Talkrunde

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Sybille Heidenkummer, Inhaberin der Gastwirtschaft Heidenkummer

Wir sind ein wirklich alteingesessenes Wiener Wirtshaus, das wir in dritter Generation führen. Unsere Gäste sind teilweise von der älteren Generation. Die online zu erreichen ist wirklich sehr, sehr schwierig, einige sind gar nicht im Internet unterwegs. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, keinen Lieferdienst zu starten, denn wir verstehen uns nicht nur als Essenslieferant, sondern vor allem als Ort der sozialen Zusammenkunft. Während der Krise und dieser außergewöhnlichen Zeit wäre das vielleicht eine gute Idee, aber ich hoffe ganz stark, dass wir im Dezember wieder normal weitermachen können und ich auch meine geliebten Gäste wiedersehen. Denn das ist es, was mich glücklich macht und mich erfüllt. Nicht, jemandem ein Essen im Sackerl in die Hand zu drücken und zu sagen: Dankeschön, Mahlzeit und viel Spaß zuhause. Das sind wir nicht und wollen wir auch nicht werden. 

Thomas Hahn, Inhaber der Labstelle

Klassisches Lieferservice und Takeaway sind eigentlich nicht unsere Kernthemen sind. Wir haben das vorher noch nie gemacht und waren auch beim Thema Wareneinsatz eher skeptisch. Was wir aber schon immer machen ist, Dinge in Gläser abfüllen und haltbar machen. So ist die „Labstelle im Glas“ entstanden. Das sind neun „Fertiggerichte“ – zum Beispiel Boeuf Bourguignon, Coq au Vin oder eine Bouillabaisse, die man dann selber noch mit Fisch verfeinern kann, oder Pilzgulasch und Bohneneintopf. Mit dieser Aktion haben wir erst Anfang November gestartet, da wir im ersten Lockdown gemerkt haben, dass es Zeit braucht, etwas Ordentliches auf die Beine zu stellen. Die letzten Monate haben wir dann angefangen, an dem Projekt zu arbeiten, was sich durchaus als intensiv herausgestellt hat. 

Zum Beispiel das Thema Verpackung ist mir persönlich sehr wichtig, auch vom Designaspekt. Deswegen haben wir sehr viel Zeit in die Gläser und die Etiketten investiert. Wir wollen, dass unsere „Labstelle im Glas“ das iPhone unter den Fertigprodukten wird. Allein der Prozess des Auspackens soll Freude bringen.

Ein ganz wichtiger Aspekt war für mich auch, die Mitarbeiter zusammenzuhalten, denn wenn jeder sechs Monate lang seiner Wege geht, verliert man den Bezug zum Unternehmen und dem gemeinsamen Miteinander. Das Projekt der Gläser hat uns die Möglichkeit gegeben, dass wir gemeinsam arbeiten konnten und eine neue Perspektive, ein neues Ziel hatten. Das hat dem Team sehr gutgetan. Ganz unabhängig ob sich das finanziell rentiert, ist es eine gute Investition in die Mitarbeiter.

© Reed Exhibitions Österreich/Sebastian Datzreiter

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Thomas Planer, Inhaber von Juchu

Mit kalten Gerichten kann man garantieren, dass das Produkt so ankommt, wie man es selber den Konsumenten auch geben will. Deswegen haben wir uns auf Salate spezialisiert und warme Gerichte ausgeschlossen, da diese einfach nicht in der gewünschten Temperatur beim Gast ankommen.

Wenn man ein Lieferservice anbieten möchte, sollte man darauf achten, dass alles zeitlich sehr gut getaktet ist, dass man weiß, wann die Produkte fertig sein müssen, wann sie geliefert werden müssen und welche Haltbarkeit die Gerichte im Lieferprozess haben. Auch Verpackung ist ein ganz wichtiges Thema, damit die Produkte geschmacklich und optisch so beim Kunden ankommen, wie gewollt. Mein Tipp ist: durchprobieren! Im Onlineshop ist es wichtig, dass man so kundenfreundlich wie möglich ist und der Kunde mit wenig Aufwand vom Produkt zum Essen kommt, ohne viele Zwischenschritte. Notwendig dafür ist auch ein funktionierendes Online-Bezahlsystem.