Studie: Was wünschen sich Mitarbeitende von gastgewerblichen Betrieben?

Fachkräfte sind im Gastgewerbe mehr denn je gefragt. Deshalb müssen Unternehmen darauf achten, sie zu halten. Worauf es laut der aktuellen Busche-Studie für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ankommt, fassen wir in diesem Artikel zusammen.

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Bar ohne Namen

Entschlossen verweigert sich Savage, der Bar einen Namen zu geben. Stattdessen sind drei klassische Design-Symbole das Logo der Trinkstätte in Dalston: ein gelbes Quadrat, ein rotes Viereck, ein blauer Kreis. Am meisten wurmt den sympathischen Franzosen dabei, dass es kein Gelbes-Dreieck-Emoji gibt. Das erschwert auf komische Weise die Kommunikation. Der Instagram Account lautet: a_bar_with_shapes-for_a_name und anderenorts tauchen die Begriffe ‘Savage Bar’ oder eben ‚Bauhaus Bar‘ auf.

 

Für den BCB bringt Savage nun sein Barkonzept mit und mixt für uns mit Unterstützung von Russian Standard Vodka an der perfekten Bar dazu.

 

 

 

 

Personal- und Fachkräftemangel sind bohrende Themen, die derzeit gastgewerbliche Betriebe und Protagonisten im Tourismus beschäftigen. Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ist zu einer Notwendigkeit geworden, um Personal zu gewinnen und es zu halten. Denn in einem Arbeitnehmermarkt bestimmen Mitarbeitende in der Gastronomie selbst über die Wahl ihres Arbeitsgebers.

Die aktuelle Busche-Studie 2023 setzt sich mit Fragen zur Zufriedenheit von Mitarbeitenden im Gastro- und Hotelgewerbe auseinander. Die Erhebung gilt die als die größte Gastro-Studie im deutschsprachigen Raum. Schon zum zweiten Mal haben sich die Busche-Verlagsgesellschaft und die Hochschule für Recht und Wirtschaft in Berlin für eine Studie zusammengefunden. An der anonymen Befragung nahmen diesmal  200 Mitarbeitende aus 350 gastgewerblichen Betrieben/Gastronomie-Zulieferern im Zeitraum zwischen August 2022 und März 2023 teil.

TIPP: Am 13. November um 12:30 Uhr wird die wissenschaftliche Leiterin der Busche-Studie 2023  Prof. Dr. Sandra Rochnowski die Ergebnisse im Rahmen der Gastro Circle Bühne der „Alles für den Gast“ vorstellen. Wir werfen in diesem Artikel schon einmal einen  Blick auf die wichtigsten Ergebnisse der Studie. 


Die Ergebnisse der Busche-Studie 2023 im Überblick:

Die TOP 5 unter den Zufriedenheitsaspekten

Es haben sich fünf führende-Motivatoren unter den Zufriedenheitsaspekten in den gastgewerblichen Betrieben herauskristallisiert:

1. Wertschätzung und Anerkennung der Arbeitsleistung

2. Betriebsklima

3. angemessene Vergütung

4. gutes Verhältnis der Mitarbeitenden untereinander

5. Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten

Für die Attraktivität des einzelnen Arbeitgebers und die Arbeitgeberwahl spielt bei über 70 Prozent der Befragten das Arbeitgeberimage eine große Rolle. Über 80 Prozent der Befragten sind insgesamt mit ihrem Arbeitgeber zufrieden. Das spiegelt sich auch in einer sehr hohen Weiterempfehlungsrate von über 80 Prozent wider. Die Weiterempfehlungsrate ist im Kampf gegen den Personalmangel ein wichtiges Instrument, wenn bereits vorhandene Arbeitskräfte ihren Arbeitgeber empfehlen.

Einen hohen Wert erreichte die Frage nach der Zufriedenheit mit dem direkten Vorgesetzten. Hier äußerten sich fast 83 Prozent der Befragten zufrieden zum Führungsstil ihrer direkten Führungskraft.

Die Rolle von Benefits

Besondere Vorteile und Benefits spielen bei der Arbeitgeberwahl nicht die prägende Rolle, die manche Experten vermuten würden. Corporate Benefits bilden nach den Ergebnissen der Studie keine harten Entscheidungsfaktoren für eine Bewerbung oder den Verbleib im Unternehmen. Es sind weiche Aspekte, die als Hygienefaktoren und „nice to have“ ihren Platz haben, ohne zu entscheidenden Größen zu werden. Für die Arbeitgeberattraktivität insgesamt entscheidend sind die genannten TOP-Faktoren und klare Werte.

Wünsche von Mitarbeitenden an einen attraktiven Arbeitgeber im Gastgewerbe

Neben den genannten TOP-Faktoren in der Zufriedenheitsskala spielen eine Reihe von anderen Aspekten eine Rolle für die Gesamt-Attraktivität eines gastronomischen Arbeitgebers. Die Studie zeigt hier, dass viele Unternehmen bereits erkannt haben, worauf es in Zeiten von Fachkräftemangel und Generationenübergang auf die Generation Z ankommt oder in Zukunft ankommen wird.

Die große allgemeine Zufriedenheit mit dem derzeitigen Arbeitgeber ist ein deutlicher Indikator, dass viele Unternehmen bereits vieles richtig machen. Hier macht die Studie unter anderem deutlich, dass die Mitbestimmung am Arbeitsplatz wie bei der Dienstplangestaltung ein wichtiges Element für die Zufriedenheit ist. Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt. Auch der zunehmende Bedeutung der eigenen Freizeitgestaltung - ein relevantes Kriterium insbesondere für die Generation Z - wird etwa über die Gewährung von zwei Tagen Freizeit am Stück oder einem zusammenhängenden Urlaub von 30 Tagen schon jetzt häufig Rechnung getragen. Die Work-Life-Balance ist bereits in gewisser Hinsicht in das arbeitsintensive Bemühen um den Gast eingezogen. Sie wird in Zukunft noch wichtiger werden, um dem Personalmangel zu begegnen und die Wettbewerbsfähigkeit des einzelnen Unternehmens zu stärken.

Die Rolle von Weiterbildungsangeboten

Vornehmlich in den Jahren unmittelbar nach der Ausbildung bei jüngeren Mitarbeitenden ist der Wunsch nach attraktiven Weiterbildungsangeboten ausgeprägt. Auch Angehörige der Generation Z behalten die eigenen Karrieremöglichkeiten im Blick. Meisterkurse, aber auch Qualifizierungen zum Betriebswirt im Hotel- und Gastronomiegewerbe sind beliebt. Dabei wünschen sich viele der Befragten Angebote direkt am Arbeitsort oder mit nur wenigen Präsenzterminen außerhalb. Insgesamt verbinden 75 Prozent der Befragten ihre Tätigkeit im Gastro- und Hotelgewerbe mit guten Karrieremöglichkeiten. Weiterbildung ist ein bedeutender Aspekt mit Blick auf die Gesamtzufriedenheit der Mitarbeitenden.

Was ein gutes Unternehmensimage wirklich bedeutet

Man könnte annehmen, dass das Unternehmensimage insbesondere auf das Gehaltsniveau abziele. Das ist aber nach den Ergebnissen der Befragungen nicht der Fall. Unter 50 Prozent der Befragten verbinden das Hotel- und Gastgewerbe insgesamt mit einem hohen Lohnniveau. Dennoch denken 76 Prozent der Studienteilnehmenden, dass ihr derzeitiger Arbeitgeber ein faires und leistungsgerechtes Gehalt zahle. Das Gehalt ist und bleibt ein wichtiger Motivator, vor allem auch für den Verbleib in einem Unternehmen. Dieser Aspekt belegt Platz 3 der 10 TOP-Motivatoren.

Essenziell für die Mitarbeitenden sind Arbeitsbedingungen und Arbeitsklima. Unverzichtbar für ein gutes Unternehmensimage ist ebenso die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden.

New Work und Gleitzeit-Modelle

In der Studie wurden die Mitarbeiter zu einer Reihe von Einzelaspekte befragt. Hier geht es beispielsweise um die 4-Tage-Woche als Modell für die Branche. Oder um die Diversity-Kultur im Unternehmen. Die Befragten setzen dabei sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Während das 4-Tage-Modell für den überwiegenden Teil nicht so wichtig ist, finden viele Workation-Modelle mit Zeiten im Ausland als Teil von New Work sehr interessant. 30 Prozent der Befragten sehen das Angebot von Workcation als wichtig und sehr wichtig an. Unter den weicheren Faktoren ist unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für viele Beschäftigte maßgeblich. Über 60 Prozent bewerten diesen Aspekt als wichtig und sehr wichtig. Dabei stellten zwei Drittel der Befragten fest, dass in ihrem derzeitigen Unternehmen der Familienaspekt wahrgenommen und entsprechend gewürdigt werde.

Wunsch und Wirklichkeit in gastgewerblichen Unternehmen

In der Übersicht zeigt sich, dass sehr viele Wünsche von Mitarbeitenden bereits im Gastronomie- und Hotelgewerbe berücksichtigt werden. Das gilt insbesondere für Aspekte, die von den Studienteilnehmenden als sehr wichtig erachtet werden.

Der beste Arbeitgeber in der Gastronomie aus Sicht der Mitarbeitenden

Mit offenen Fragen und den Antworten vermittelt die Studie auch ein Stimmungsbild zu den Faktoren, an denen Mitarbeitende einen TOP-Arbeitgeber festmachen. Dieser Arbeitgeber ist ein „verlässlicher Partner“, „stellt seine Mitarbeitenden in den Mittelpunkt“ und bei ihm „wird die Wertschätzung nicht kleingeschrieben“. Das sind nur einige der Zitate aus der Beantwortung dieser offenen Fragen.

Fazit: Schlussfolgerungen für gastgewerbliche Arbeitgeber

Der große Zufriedenheitswert der Mitarbeitenden mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber unterstreicht, dass die Unternehmen schon jetzt mehr richtig als falsch machen. Das stimmt hoffnungsfroh, wenn es um die Zukunft von Tourismus und gastgewerblichen Betrieben geht. Hier haben nicht nur ausgzeichnete Arbeitgeber im Tourismus eine echte Chance, mit Fachkräftemangel und Personalmangel auch in Zukunft fertig zu werden.

Dennoch zeigt die Studie ebenso auf, dass Arbeitgeber im Gastronomie- und Hotelgewerbe nicht passiv bleiben dürfen. Sie müssen die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden laufend im Auge behalten. Der Zufriedenheitsaspekt wird in Zukunft noch wichtiger für die Arbeitgeberwahl werden. Das hat unter anderem mit dem weiteren Nachrücken der Generation Z zu tun. Diese hat andere Vorstellungen von einer Work-Life-Balance und dem Arbeitsleben als vorhergehende Generationen. Die Auseinandersetzung mit New Work ist deshalb ebenfalls relevant für die gastgewerblichen Unternehmen.

Die aktuellen Auszeichnungen für beste Arbeitgeber in der Gastronomie und Hotellerie sind verdient. Sie unterstreichen die Entwicklungsfähigkeit und Wandlungsbereitschaft der gesamten Branche.

Der Protagonist hinter der Studie

Die Busche-Verlagsgesellschaft ist seit einem halben Jahrhundert Partner des Gastgewerbes. Aus den Ergebnissen der Busche-Studie leitet sie unter anderem das Siegel Top-Arbeitgeber im Gastro-Bereich auf Grundlage ihrer Printmedien Schlemmer-Atlas und Schlummer-Atlas ab. Es liegt deshalb nahe, dass man sich bei Busche intensiv mit der Frage auseinandersetzt, was beste Arbeitgeber in der Gästebetreuung auszeichnet. Einige Unternehmen haben in der Befragung besonders gut abgeschnitten und nehmen das Siegel TOP-Arbeitgeber mit nach Hause. Weitere Auszeichnungen werden in speziellen Bereichen wie  New Work, Weiterbildung oder Familienfreundlichkeit verliehen. In den TOP-Unternehmen sind 80 Prozent der Befragten mit dem Arbeitgeber zufrieden.

Der Aufbau der Erhebung im Detail

Busche und die Hochschule für Recht und Wirtschaft in Berlin haben sich aber nicht nur mit der allgemeinen Zufriedenheit auseinandergesetzt. Sie wollten genauer wissen, welche Aspekte die besten Arbeitgeber im Tourismus und in der Gastronomie prägen. Um ein detailliertes Bild zu erhalten, wurden Mitarbeitende aus unterschiedlichen Karrierestufen befragt. An der Studie nahmen Mitarbeitende, Führungskräfte und Auszubildende teil.

Geschlechtermäßig verteilen sich die Mitarbeitenden auf 60 Prozent weibliche Kräfte und 40 Prozent männliche. Die Befragten sind durchschnittlich rund 28 Jahre alt (Mitarbeitende) und rund 38 Jahre alt (Führungskräfte). Das Durchschnittsalter der Auszubildenden liegt bei knapp 20 Jahren. Über 76 Prozent der Befragten kommen aus kleineren und mittelständischen Unternehmen (KMU). Über 36 Prozent können dem 4-Sterne-Segment in der Hotellerie, fast 30 Prozent dem 5-Sterne-Segment zugeordnet werden. Ganz überwiegend stammen die Befragten aus Deutschland, kleinere Prozentanteile der Studienteilnehmenden entfallen auf die Schweiz, auf Österreich und Südtirol.